Ronny Kockel

Ronny Kockel will Fischelner U19-Erfolg fortsetzen

Die A-Junioren des VfR Fischeln schauen auf eine sehr gute Saison zurück. Die Mannschaft konnte sich in der Niederrhein-Liga behaupten, erreichte den dritten Tabellenplatz – und das nur drei Punkte hinter dem Erstplatzierten aus Hilden. Der Erfolg der U19 hat mehrere Väter. Zu nennen wären unter anderem Teammanager Dirk Lumme, Jugendleiter Rüdiger Stratmann, die beiden Co-Trainer Steffen Jelitto und André Wackers sowie Torwart-Coach Ingo Rubenzer. Das Team ist der Star, darauf legt der Teamchef allergrößten Wert: Seit fünf Jahren ist der frühere KFC-Keeper Ronny Kockel in Fischeln. Zurzeit bauen er und sein Stab mal wieder eine neue Mannschaft auf. Mit ihr soll der Erfolg im Süden Krefelds weitergehen.

Es ist einer der ersten heißen Tage des Frühsommers. Ronny Kockel nimmt sich Zeit für den Journalisten, obwohl er wenig leere Stellen im Terminkalender hat. In seinem Beruf als Regionalmanager Betreutes Wohnen bei Orpea ist der 46-Jährige häufig auf Achse, fährt Tausende von Kilometern jährlich durch die gesamte Republik. Ehefrau Carina, eine gelernte Erzieherin, kümmert sich zwar um die beiden Söhne Paul (7) und Ole (4), „trotzdem will ich natürlich so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie verbringen“, betont der Vater. Auch seine Eltern wohnen inzwischen in Kamp-Lintfort, wo die Kockels ihre niederrheinische Heimat gefunden haben.

Eine echte Erfolgsgeschichte: Ronny Kockel und sein Team haben den VFR zu neuen Höhen beflügelt.

Zweifellos könnte Ronny Kockel weitaus mehr Freizeit haben, als es derzeit der Fall ist. Doch das ist für ihn nur ein theoretisches Gedankenspiel. Denn „ohne Fußball geht es nicht“, sagt er aus vollem Herzen. Seine muskulösen Oberarme zieren mehrere Tattoos, die das eindrucksvoll verdeutlichen. Zu sehen sind unter anderem die Symbole jener deutschen Vereine, für die er im Tor gestanden hat: Arminia Bielefeld, Uerdingen, Stuttgarter Kickers. Ein Schriftzug auf der Haut macht klar, für welche Erstliga-Mannschaft sein Fan-Herz schlägt: „Mia san mia“. Bayern, Karlsruhe und Uerdingen seien ihm besonders wichtig, sagt der Sportler. Sein großes Idol ist Paul Gascoigne, nach ihm hat er seinen Ältesten benannt. Mit der derzeitigen NationalElf kann er dagegen nur noch wenig anfangen. „La Mannschaft“ sei nicht so sein Ding. Das 5:2 in der Nations League gegen Italien hat er nur am Rande verfolgt. „Ich habe lieber daheim den Rasen gemäht.“ Und sich gedanklich mit seiner eigenen Truppe befasst.

Die Trainertätigkeit in Fischeln ist die erste sportliche Aufgabe, die der gebürtige Sachse nicht hauptberuflich ausübt. Zuvor war er als Trainer beim KFC Uerdingen und bei der DJK Teutonia St. Tönis engagiert. Die aktuelle Station nimmt gleichwohl ebenfalls viel Raum in seinem Leben ein. In der Vorbereitung wird fast täglich trainiert, ansonsten dreimal pro Woche plus das Spiel am Sonntag. „Meine Frau kennt es nicht anders“, sagt Ronny Kockel mit einem entschuldigenden Lächeln. Der Verbleib in der Niederrhein-Liga ist das primäre Ziel. „Für einen Verein wie Fischeln ist das eine gewaltige Herausforderung.“ Ronny Kockel übernahm den Trainerjob 2018. Nach einem halben Jahr stand die komplett neue U-19-Mannschaft auf einem Abstiegsplatz. „Wir haben es dann geschafft, das zweitbeste Rückrunden-Team zu werden“, ist er noch immer stolz. Zumal er nicht auf junge Spieler aus Nachwuchs-Leistungszentren, kurz NLZ, bauen könne. „Die kommen nicht zum VfR.“ Momentan sichtet er Spieler aus den B-Jugenden der Region. „Sie sind teilweise sang- und klanglos abgestiegen.“ Doch Ronny Kockel sieht das Potenzial. „Aus den Jungs lässt sich was herausholen.“

Der Kamp-Lintforter hat selbst ohne NLZ oder ähnliche Förderung Karriere gemacht. Im Alter von sieben Jahren kickte er zunächst beim FC Rastatt 04 in Baden-Württemberg. „Mein Vater, der DDROberliga- Erfahrung hatte, war mein härtester und zugleich bester Kritiker“, erinnert er sich. Nach den Amateurjahren ging er für die Regionaligisten Stuttgarter Kickers und Arminia Bielefeld ins Tor. Bei Arminia reichte es leider nur für Bankeinsätze in der Bundesliga. Erstliga-Luft auf dem Platz schnupperte er bei Olympiakos Nikosia auf Zypern. Im Jahr 2008 schließlich schrieb er Fußballgeschichte: Als Keeper für Paykan Teheran war Kockel der erste deutsche Profi im Iran. Eine Gesetzesänderung, die ausländische Torhüter ausschloss, zwang ihn jedoch bald wieder zur Rückkehr. Es folgten Stationen in Mannheim und – zwischen 2009 und 2013 – bei der ersten Mannschaft des KFC. Das Band zu diesem Verein ist nach wie vor stark. Der Trainerposten beim KFC würde den Inhaber der A-Lizenz nach wie vor enorm reizen. „Für mich ist der Verein ein schlafender Riese“, sagt Ronny Kockel.

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