Editorial

Liebe CREVELTer,

sind Sie oft schlecht gelaunt? Ertappen Sie sich manchmal dabei, wie Sie sich auf der Straße über wildfremde Menschen ärgern? Wie Sie es auch angesichts einer guten Nachricht nicht verhindern können, gleich wieder in Pessimismus umzuschwenken, à la „Das wird sich doch auch wieder nix“? Wie Sie bei jeder vermeintlich falschen Bewegung sofort erwarten, von einem unfreundlichen Mitbürger gemaßregelt zu werden? Und wie unglaublich erstaunt Sie sind, wenn jemand, den Sie nicht kennen, einfach nur nett zu Ihnen ist?

Als Herausgeber des CREVELT Magazins war und ist es unser Bestreben, den Blick auf die positiven Seiten unserer Stadt zu lenken. Das hat nichts mit Scheuklappen oder Zweckoptimismus zu tun: Wir wissen durchaus, dass es in Krefeld einiges zu tun gibt. Wie könnte man das auch übersehen? Aber wir sind eben auch der Überzeugung, dass es einer positiven Grundhaltung bedarf, etwas zu verbessern. Warum sollte man sich für eine Stadt einsetzen, die man eh schon aufgegeben hat, an der man nichts schön oder erhaltenswert findet? Diese grundsätzlich negative Einstellung zu Krefeld begegnet uns leider immer wieder: vor allem in den Kommentarspalten unserer Social-Media-Seiten. So genüsslich, wie sich mancher dort das Maul über seine Heimatstadt zerreißt, kann man sich nur wundern, was ihn eigentlich noch hier hält. Nun ist es natürlich legitim und in einer Demokratie auch wünschenswert, dass Unmut geäußert wird. Aber manchmal können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich „der Krefelder“ in seiner Anti-Haltung mittlerweile ganz gemütlich gemacht hat – und das er den Stillstand, den er beklagt, mit seiner miesen Stimmung insgeheim selbst zementiert.

Was das mit dem ersten Absatz zu tun hat? Nun, die Welt begegnet uns in der Regel so, wie wir ihr begegnen. Wer immer mit herabhängenden Mundwinkeln durch die Straßen zieht, wird selten ein Lächeln ernten. Wer von seinen Mitmenschen immer nur das Schlechteste erwartet, wird dieses garantiert bekommen. Und wer der Meinung ist, dass Krefeld hässlich ist, dem werden die vielen schönen Seiten und positiven Entwicklungen nicht mehr auffallen. In unserer Stadt ist in den letzten Jahrzehnten viel falsch gemacht worden: Lasst uns das nicht zur Self-fulfilling Prophecy werden!

Ein paar Beispiele dafür, wie man die Dinge mit Schwung und Tatendrang angehen kann, haben wir in dieser Ausgabe gesammelt: Wir sind mitten in der Nacht aufgestanden, um Krefeld aus der Bäckerei Gruyters mit Brötchen zu versorgen, haben von Chorleiter Klaus Reyscher erfahren, wie gemeinsames Singen das Wohlbefin- den steigert, gespürt, wie groß die Vorfreude des Flachsmarkt-Teams vor dem großen Wiedersehen ist, und gelernt, dass im gemütlichen Traar High Fashion von Weltgeltung produziert wird. Wir sind sicher, dass diese Beispiele mehr inspirieren, als die immergleichen Lästerarien über Schlaglöcher und Leerstände. Was meinen Sie?

Viel Spaß beim Lesen wünschen

Michael Neppeßen, David Kordes und Torsten Feuring

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