Thomaschor

Gemeinsam Singen macht glücklich

Klaus Reyscher leitet den Thomaschor bereits seit 25 Jahren.

„Wo man singt, da lass‘ dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder!“ Das ist weitaus mehr als eine altmodische Redensart. Tatsächlich hat Singen viele positive Effekte: Wer singt, lernt tief ein- und auszuatmen. Das erhöht die Sauerstoffsättigung im Blut, verbessert die Durchblutung von Organen und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Man wird ruhiger und entspannter. Forscher fanden heraus, dass das Herz bei Menschen, die im Chor zusammen singen, nach einer gewissen Zeit sogar im gleichen Takt schlägt. Und sie wiesen sie nach, dass beim gemeinsamen Chorsingen das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird, welches das gegenseitige Vertrauen fördert und Angst und Stress abbaut. Auch Glückshormone werden beim Singen vermehrt freigesetzt, steigern unser Wohlbefinden und stimmen uns fröhlich. Das alles wird im Thomaschor in Krefeld spürbar. Einem kleinen, feinen und vergnügten Frauenchor, der bereits seit Anfang der 1990er-Jahre besteht.

Die ersten Konzerte fanden damals in der namensgebenden Thomaskirche statt. Da der Zuspruch zu den Auftritten schnell immer größer wurde und sich die Qualität des Chores herumsprach, suchte sich der Frauenchor eine neue Heimat in der Lukaskirche, die mehr Platz für Zuhörer bot. Nachdem das Gotteshaus 2020 entwidmet wurde, singt der Chor in der Christuskirche. „Für mich schließt sich da ein Kreis. In der Christuskirche, damals Ernst-Moritz-Arndt-Haus, hatte ich meine erste Organistenstelle“, erinnert sich Chorleiter Klaus Reyscher. In den Jahren vor Reyscher hatte der Thomaschor es schwer, denn viele Chorleiter kamen und gingen. „Chor und Leiter müssen einfach zusammenwachsen“, erklärt der Musiker, „das ist Aufbauarbeit.“ Als Reyscher hörte, dass die Stelle vakant war, bewarb er sich. Seit 1997 leitet er den Chor, in dem mit Brigitte Feuring und Birgit Rauh-Ruppelt sogar noch zwei Gründungsmitglieder aktiv sind.

Selbst aus größeren Chören kommend, ging Reyscher seine Aufgabe mit hohen Erwartungen an. „Es gibt so eine wunderschöne zweistimmige Arie aus einer Pfingstkantate von Bach, die man eigentlich gut singen kann, und ich dachte: Das mache ich mit dem Chor! Nun ja, es war leider ein Reinfall“, lacht der Chorleiter. Reyscher merkte, dass die Grundlagen noch fehlten und startete zunächst mit dem Einstudieren von Chorälen. Damals benötigte der Chor noch viele Proben, um neue Stücke zu erarbeiten. Heute ist das Team so gut eingespielt, dass Teile aus leichteren neuen Werken bereits nach der zweiten Probe aufführungsreif sind. Literatur für Frauenchöre zu bekommen, ist dabei gar nicht so einfach. „Man muss viel suchen.“ Reyscher, der seit seinem 8. Lebensjahr Klavier spielt und auch an der Orgel und in Harmonielehre ausgebildet ist, schreibt besonders schöne Stücke auch selbst für seinen Frauenchor um, eine Aufgabe, in die der gelernte Kaufmann große Teile seiner Freizeit investiert.

Eines der vielen Erinnerungsstücke aus 25 Jahren Chorleiter-Tätigkeit.

Das Gemeinschaftsgefühl zwischen seinen Damen ist Reyscher mindestens genauso wichtig wie ihr Gesang: Als Höhepunkt des Jahres verbringt der Chor aus diesem Grund ein Wochenende gemeinsam auf Gut Schirmau in der Eifel. Dort wird intensiv geprobt, vor allem aber geplaudert und gelacht. Nicht nur das Repertoire des Chores, auch der Zusammenhalt wächst an diesen Wochenenden. Musikalisch begleitet wird der Chor von Markus Wirz, einem ausgezeichneten Organisten und Pianisten. „Dann kann ich dirigieren und er macht die Begleitung“, freut sich Reyscher, „das ist enorm wichtig.“ Die Arbeit mit Wirz ist so eingespielt, dass sie keiner Worte mehr bedarf. Bei Konzerten wird der Chor aber nicht nur von der Orgel begleitet. „Wir haben auch ein wunderbares Orchester. Mit den meisten Musikern arbeiten wir bestimmt auch schon fünfzehn Jahre zusammen“, schwärmt Reyscher, für den jedes einzelne Konzert etwas Besonderes ist: „Man lebt auf das Konzert hin und fiebert ihm entgegen.“ Dennoch hat er als Sänger und Leiter in vielen Jahren Chorarbeit noch kein Konzert erlebt, in dem es nicht irgendeine Panne gab. „Das merkt das Publikum natürlich nicht“, lacht er. „Das ist das Schöne und Menschliche an Live-Aufführungen, jede ist anders und das macht den Gesang erst richtig lebendig.“

Die passende Literatur für Frauenchöre zu finden, ist gar nicht so einfach. Oft schreibt Reyscher die geeigneten Stücke selbst um.

Und so zieht auch nach den Konzerten nicht jeder sofort wieder seines Weges. „Nach jeder Aufführung sitzen wir abends nett zusammen. Die Chordamen bereiten ein kaltes Buffet und dann wird Wein getrunken, wir lassen das Konzert noch einmal Revue passieren und kümmern uns um einander. Das ist schön. Das Menschliche spielt eben eine große Rolle bei uns“, berichtet Reyscher sichtlich stolz. „Zur stärksten Zeit hatten wir 23 Sängerinnen und es gibt in unserem Chor keine Grüppchenbildung.“ In anderen Chören hat er das erlebt, da hatten es Sänger, die neu dazu kamen, öfter schwer. „Das ist fies. Wenn zu uns jemand Neues kommt, wird er herzlich aufgenommen. Sofort.“ Der Chorleiter, der dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum im Thomaschor feiert, trägt seinen Teil dazu bei. Er möchte kein unnahbarer Lehrer sein, vielmehr stellt er sich mit seinen Sängerinnen auf eine Stufe und ist immer für sie da. „Man muss sich auch mal scheele Kopp sagen können. Das schadet ja nicht, da finde ich nichts bei“, verrät er.

Liebhaber festlicher Gesänge können sich schon einmal die nächste große Aufführung in den Kalender eintragen: Am 20. November 2022 führt der Thomaschor „Stabat mater“ von Giovanni Battista Pergolesi sowie die „Messe brève“ von Léo Delibes auf. Zunächst möchten seine Chordamen allerdings noch das 25-jährige Jubiläum ihres Chorleiters mit Klaus Reyscher feiern. Dies findet am Sonntag, den 05.06.22, nach dem Gottesdienst in der Thomaskirche statt.

Neue Sängerinnen, die die positiven Eigenschaften des gemeinsamen Singens spüren und ihren Herzschlag in Einklang mit dem Takt des Thomaschores bringen möchten, sind ebenso herzlich willkommen wie Unterstützer der Projektsängerinnen.

Thomaschor
unter der Leitung von Klaus Reyscher
Telefon: 02151 – 59 63 03
E-Mail: reyscher@t-online.de

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