Kita Herz Jesu

„In einen Kindergarten gehören Kinder“

März 2020. Diesen Monat wird das Team der Kita Herz Jesu so schnell nicht mehr vergessen. Waren einen Monat vorher noch Kuscheleinheiten, Singen und ganz viel Freude an der Tagesordnung, herrschte von einem auf den anderen Tag gähnende Leere in der Kindertageseinrichtung auf der Friedrich-Ebert-Straße. Wer durch die leeren Gänge lief, merkte schnell, dass das Herz der Kita fehlte: die Kinder!

Petra Schmitz, Einrichtungsleiterin der Katholischen inklusiven Kita Herz Jesu, blickt hoffnungsvoll in die Zukunft.

Aber auch die ErzieherInnen fanden sich von heute auf morgen an einem ungewohnten Ort wieder: im Home Office: „Anfangs war das ganz nett, weil wir viel Liegengebliebenes aufarbeiten konnten. Wir schrieben Entwicklungsberichte und aktualisierten die Homepage, all die Dinge, für die uns im Alltag sonst die Zeit fehlt“, erklärt Petra Schmitz, Einrichtungsleiterin der katholischen inklusiven Kita Herz Jesu. Seit 21 Jahren ist Schmitz Leiterin der Einrichtung, doch so leer hatte sie ihre Kita noch nie gesehen: „Wir haben verschiedene Sachen auf die Homepage gestellt, um den Kontakt zu den Kindern und Eltern irgendwie zu halten“, so die Kempenerin. Den direkten Austausch und das Lachen der Kinder konnte all das aber nicht ersetzen. Nach und nach durften dann wieder Kinder kommen, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten: „Viele Eltern, auf die das nicht zutraf, waren darüber sehr verzweifelt und wir haben uns viele Sorgen am Telefon angehört.“

Das, was Schmitz in ihrem eigenen Haus erfahren hat, bestätigen auch die KollegInnen aus den anderen Einrichtungen der Pfarrei St. Christophorus Krefeld. Egal ob in der Kita St. Josef in Traar, die durch die Nähe zum Erholungsgebiet Egelsberg sehr naturverbunden arbeitet, der Kita St. Gertrudis, die neu gebaut wurde und durch die offene Arbeit die Selbstständigkeit der Kinder fördert, oder das Montessori Kinderhaus St. Hubert, das sein Angebot nach der Pädagogik Maria Montessoris ausrichtet: Die Pandemie hat vieles im Kindergartenalltag verändert. Allerdings nicht immer nur zum Schlechten, wie Petra Schmitz berichtet: „Da die Eltern bei uns größtenteils nicht mehr mit bis vor die Gruppentür kommen dürfen, haben die Kinder zum Beispiel schnell gelernt, sich selbst anzuziehen. Sie sind selbstständiger geworden.“

Aber auch negative Einschnitte in den Gruppenalltag gibt es: „Normalerweise fördern wir das gruppenübergreifende Arbeiten. In einer bestimmten Zeitspanne am Tag dürfen die Kinder sich dann frei im Kindergarten bewegen“, erklärt Schmitz. Genau das war aber auf einmal nicht mehr möglich. Das gruppenübergreifende Arbeiten wich der strikten Trennung in vier geschlossene Gruppen. Ein Schlag, der auch den Grundsatz der katholischen Kita Herz Jesu stark betrifft: die Inklusionsarbeit: „Gerade beim offenen Spielen kommen alle Kinder miteinander in Kontakt. Jedes Kind spielt mit jedem Kind. Ohne Vorbehalte. Die meisten Kinder sehen nur, dass ein anderes eine Sache nicht so gut kann, dafür aber eine andere besser. Vorurteile, die Erwachsene oftmals haben, kennen Kinder noch gar nicht“, so Schmitz. Umso trauriger ist die Leiterin der Kita Herz Jesu, dass dieser Baustein der Arbeit weiterhin zu kurz kommen muss: „Aufgrund von Personalengpässen mussten wir natürlich zwischendurch mal zwei Gruppen zusammenlegen, aber das gruppenübergreifende Arbeiten ist seit Beginn der Pandemie nicht mehr möglich.“

Das etwas triste Herbstpanorama bestätigt die ErzieherInnen: Eine Kita ohne Kinder ist eine Kita ohne Herz.

Waren die Betreuungszeiten im ersten Lockdown Eltern der systemrelevanten Berufsbereiche vorbehalten, herrschte im zweiten Lockdown ein eingeschränkter Regelbetrieb: „Durch die Verkürzung der Betreuungszeiten kam es bei vielen Eltern zu enormen Schwierigkeiten. Da haben wir dann flexibel versucht, Lösungen zu finden, um die Eltern bestmöglich zu unterstützen“, so Petra Schmitz. Bei allem klingt immer wieder durch, wie sehr die Kempenerin, die seit 1985 in der Kita Herz Jesu arbeitet, ihre Arbeit liebt. Es ist diese Leidenschaft, die die sympathische Leiterin gemeinsam mit ihren 12 ErzieherInnen und zwei InklusionshelferInnen überhaupt durchhalten und nach vorn schauen lässt. Überstunden, wie sie derzeit mehrmals wöchentlich anfallen, etwa aufgrund der Lolli-Tests, nimmt die stellvertretende Leiterin in Kauf, damit der Regelbetrieb gewährleistet werden kann. Das alles auch unter dem Gesichtspunkt des Personalmangels, der auch vor den Kitas der Pfarrei St. Christophorus Krefeld keinen Halt macht: „Wir finden kaum noch neue Fachkräfte, der Markt ist einfach leer“, berichtet die Leiterin der Kita Herz Jesu, die auch aktuell noch ErzieherInnen sucht. Diese besondere Herausforderung zusätzlich zur Pandemie zerrte beim ganzen Team an den Nerven: „Es ging an die Belastungsgrenze – und auch darüber hinaus“, urteilt Schmitz.

Trotzdem verlieren die ErzieherInnen ihren Optimismus nicht. Gut gelaunt geht es mit den Kindern täglich nach Betreten der Gruppe zum Händewaschen – eine von vielen neuen Hygieneregeln, die die Pandemie hervorgebracht hat und denen das Team gar nicht nachkommen könnte, wenn nicht ein Alltagshelfer durch die Pfarrei finanziert werden würde: „Es fallen so viele Aufgaben zusätzlich an. Die Tische und Stühle müssen vermehrt gereinigt werden, die Spielsachen, die Schränke, die Garderoben …“, beginnt Schmitz eine schier endlose Aufzählung an Tätigkeiten, die durch die Pandemie erforderlich sind. Etwas, das nicht nur den Kindern, sondern auch den ErzieherInnen besonders fehlte, war das gemeinsame Singen: „Wir haben dann versucht, die Lieder zu klatschen, aber es ist einfach nicht das Gleiche. Im Kindergarten muss gesungen werden“, erklärt Petra Schmitz. Umso glücklicher waren alle, als das Singverbot aufgehoben wurde und das Händewaschen mit Liedern verknüpft werden konnte.

Ein weiterer Wermutstropfen war die Arbeit mit den Masken: „Anfangs haben wir die ganze Zeit Masken tragen müssen, was gerade für die Kleinen sehr ungewohnt war. Es geht so viel Mimik dadurch verloren“, seufzt Schmitz. Jetzt sind sie dazu übergegangen, die Maske am Handgelenk zu tragen und sie erst bei näherem Kontakt zu den Kindern aufzusetzen, beispielsweise, wenn eines gewickelt werden muss. So gestaltet sich die Arbeit für das Team wesentlich angenehmer und seine Mitglieder sind – im übertragenen Sinne – wieder näher an den Kindern dran.

Auf die abschließende Frage, wie denn die Kinder durch diese schwierige Zeit gekommen seien, muss Petra Schmitz fast schon schmunzeln: „Die Kinder haben alles sehr gut mitgemacht und es so hingenommen, wie es war. Es waren eher die Eltern, die sich um die Kinder gesorgt haben.“ Pandemie-Phänomene wie Abstandhalten, Maskenpflicht und Lolli-Tests sind für die Kinder längst zum neuen Alltag geworden. Trotzdem möchte die Einrichtungsleiterin keinesfalls einen erneuten Lockdown, denn eins ist für sie ganz klar: „In einen Kindergarten gehören Kinder!“ Bleibt zu hoffen, dass die lachenden Kinderstimmen der katholischen inklusiven Kita Herz Jesu in diesem Winter auch weiterhin erklingen können – und der Blick auf leere Gänge bald komplett der Vergangenheit angehört.

Katholische inklusive Kita Herz Jesu
Friedrich-Ebert-Straße 166
47800 Krefeld
Tel.: 02151 58 07 076
kita-herz-jesu-bockum.bistumac.de

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