Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen

Behütet nach dem Tod

Die ehemalige Kirche dient heute als Stätte für Urnengräber. In Zeiten, in denen Familien oft über die ganze Republik verstreut leben, ist diese Alternative zum Friedhof eine echte Erleichterung.

Warm behütet, nah an denjenigen, die wichtig sind und irgendwann einmal wichtig waren, bloß nicht allein und mit so vielen Geschichten eingeschlossen, dass es niemals stumm sein wird. Wenn wir daran denken, was wir uns für unseren Körper und unsere Seele nach dem Tod wünschen, dann stellen sich wahrscheinlich viele insgeheim einen Ort wie die Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen an der Hülser Straße vor. Vermittelt das tiefe Erdgrab auf dem Friedhof doch irgendwie Dunkelheit, Kälte und Einsamkeit, bewahrt Krefelds Grabeskirche die Erinnerung an so viele geliebte Menschen in wunderschöner, warmer Atmosphäre. Nun erweitert die Grabeskirche ihre Grabstätten: In diesem Jahr ziehen weitere 200 Doppelurnengräber in die besondere Kirche ein.

Volker Matter, Verwalter der Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen.

„Als wir die Grabeskirche planten, haben wir damit gerechnet, dass viele Alleinstehende sie als Ort der Bestattung wählen werden“, beschreibt Verwalter Volker Matter. „Umso mehr freuen wir uns aber, dass nun auch das Interesse von Ehepaaren groß ist. Deswegen haben wir uns entschieden, zu erweitern.“ Während die unbesetzten Flächen der klassischen Grabstätten auf Friedhöfen immer größer werden, sind Teile der Grabeskirche inzwischen schon vollvermietet. Matter wundert das nicht, denn nicht nur die Zahl der Feuerbestattungen ist in den letzten Jahren in Deutschland angestiegen, sondern immer mehr Menschen suchen bewusst nach Formen der Bestattung, die Angehörigen nach dem Tod keine Arbeit machen. „In Zeiten der Globalisierung, in denen die eigenen Kinder vielleicht 500 Kilometer entfernt leben, hat sich auch die Bestattungskultur verändert. In der Grabeskirche gibt es dabei ein personifiziertes Urnengrab, an dem individuelle Trauer Raum findet, das aber nicht gepflegt werden muss“, beschreibt er. „Für viele fühlt sich genau das richtig an.“

Die meisten Krefelder, die hier bereits bestattet wurden, haben sich diesen Ort des letzten Geleits bereits zu Lebzeiten ausgesucht. Ein besonderer Aspekt der Grabstätte ist die Tatsache, dass während der Öffnungszeiten immer jemand ansprechbar ist. Ob ehrenamtliche Seelsorger, Matter als Verwalter oder Pfarrer Gerndt selbst – nicht nur die Angehörigen finden ein offenes Ohr, um sich im Gespräch der eigenen Trauer hinzugeben, in einer gemütlichen Küche ist auch Platz, um Fragen rund um die Grabeskirche zu klären. Oft kommen Ehepaare gemeinsam zu einem Informationsgespräch in die Grabeskirche, immer wieder werden alleinstehende Senioren aber auch von ihren Kindern oder von Freunden begleitet. „Natürlich kann grundsätzlich in jedem Alter hier eine Grabstätte reserviert werden, wir empfehlen aber eine Reservierung erst ab 75 Jahren oder im Falle einer Krankheit“, beschreibt der Verwalter. Im Gespräch erklären die Verantwortlichen ausführlich das Prozedere und suchen gemeinsam eine zukünftige Grabstätte aus. Auch empfehlen sie den Besuch bei einem Bestatter. „Wir dürfen keine rechtliche Beratung ersetzen. Gerade hier können wir aber unsere Angehörigen im Falle eines Todes entlasten“, beschreibt der 55-Jährige. „Hier ist auch Raum, um über die Bestattung selbst zu sprechen.“

Immer stehen aber auch Grabstätten für eine plötzliche Bestattung zur Verfügung. Auch dann, wenn sich erst die Angehörigen mit dem Tod des geliebten Menschen entscheiden, eine Urnengrabstätte in St. Elisabeth anzumieten, sind Matter und seine Kollegen für sie da. In Ruhe überlegen sie, in welcher Form der Abschied in der Grabeskirche stattfinden soll. Ob mit Pfarrer in der kleinen, kunstvollen Kapelle, im Mittelteil vor dem Altar oder bei gutem Wetter auf dem Außengelände: Die Möglichkeiten sind vielfältig. „Hier sind Menschen jeglicher Konfession und auch ohne Religionszugehörigkeit bestattet“, erklärt Matter. „Diese Individualität ist uns besonders wichtig.“

Matter selbst erlebte den Abschied schon oft leibhaftig mit. Für ihn ist St. Elisabeth von Thüringen ein Ort der Hoffnung, der Verbundenheit und der Erinnerungen. „Dadurch, dass wir hier so oft anwesend sind, bauen wir häufig eine Verbindung zu den Hinterbliebenen auf“, erklärt er. „Ich kenne die Geschichten vieler Verstorbener, weiß, welcher Song auf ihrer Abschiedsfeier gespielt wurde oder wie die Familienkonstellation war.“ Auch dadurch bleiben die Verstorbenen hier lebendig.

Die neuen Doppelgrabstätten werden in den Kreuzgang der Kirche gebaut werden. Durch die malerischen Fenster, die selbst eigene Kunstwerke sind, glitzert je nach Tageszeit die Sonne auf ihnen. Sind die Wände jetzt noch kahl, werden dann in einigen Jahren, wie im Hauptgang der Kirche, etliche Blumensträuße vor den Ruhestätten stehen und die kleinen Symbole und Namen an die Bestatteten erinnern. Außerdem aber liegt der Kreuzgang in unmittelbarer Nähe zum Erinnerungsboard der Kirche. Auf kleine Post-Its haben hier etliche Hinterbliebene ihre liebevollen Botschaften hinterlassen. „Lieber Gott, danke, dass du mich nicht verlässt. Ich möchte dich bitten um Kraft und positive Energie“, steht hier. Oder: „Hallo Oma, du fehlst mir. Ich mag dich, deine Mia.“ Oder: „Wir wünschen dir zu deinem 90. Geburtstag alles Liebe der Welt. Danke, dass du für uns da warst – und noch bist.“ Es sind Botschaften der Liebe, die dem Leser in ihrer Anzahl ein wohliges Gefühl im Bauch schenken. Hier in der Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen, so hat der Besucher das Gefühl, können die Toten ihre letzte Ruhe finden – und dabei in liebevoller Erinnerung bleiben.

Pfarre Heiligste Dreifaltigkeit
Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen
Hülser Str. 576
47803 Krefeld
Öffnungszeiten der Kirche: Mo. bis Do. von 10 bis 17 Uhr, Fr. u. Sa. von 10 bis 18 Uhr, So. von 10 bis 17 Uhr


Weitere Informationen finden Sie online auf grabeskirche-krefeld.de oder telefonisch bei Volker Matter unter Telefon 623 18 10.

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