Casa dei Riccio

Gefahr vom Menschen erschaffen – Hilfe für verletzte Igel

Den Körper eingerollt, versteckt er seine spitze Nase, das niedliche Gesicht und alle vier Pfoten, um sich vor Feinden zu schützen. Bewahren der Ringmuskel und das Stachelkleid den Igel vor natürlichen Bedrohungen, ist er Gefahren, die der Mensch mechanisch geschaffen hat, hilflos ausgeliefert. Während die Sonne den Wiesen und Blumen ein schnelles Wachstum schenkt, bescheren die in der Dämmerung laufenden Mähroboter den stacheligen Säugetieren schwere, lebensbedrohende Verletzungen. Brigitte Thevessen hat sich gemeinsam mit ihrem neugegründeten Verein „Casa dei Riccio Haus der Igel e.V.“ nicht nur zum Auftrag gemacht, verletzten Tieren zu helfen, sondern auch öffentlich für Aufklärung zu sorgen. Jetzt suchen die engagierten Tierfreunde weitere Unterstützer.

„Der Mähroboter ist teilweise so kraftvoll, dass er die Tiere mitreißt“, beschreibt die 58-Jährige. „Die Verletzungen sind schlimm.“ Allerdings nicht so schlimm, dass der Igel schnell daran stirbt. Viel eher verursachen sie einen langsamen Tod. Denn ist das Tier prinzipiell robust, wird es Stück für Stück von Maden zerfressen, die in die infektiösen Wunden einziehen. 
Thevessen hat diese Krankheitsverläufe häufig im Rahmen ihres Engagements für das Krefelder Tierheim erlebt. Seit 2016 engagiert sie sich im Tierschutz. Eine Zeit lang war sie in diesem Rahmen erste Ansprechpartnerin, wenn ein verletzter Igel oder verhungernde Jungtiere gefunden wurden. „Die Mitarbeiter im Tierheim haben eh schon so viel zu tun“, erinnert sie sich. „Irgendwann sind die Kapazitäten voll.“ Deswegen entschloss sich Thevessen Anfang des Jahres, die Igelrettung mit der Gründung eines Vereines zu professionalisieren. Die Kapazitäten für kranke Tiere in Krefeld sollen so erweitert werden. 

Tochter Nadine und Schwiegersohn Christian sagten ihre Unterstützung schnell zu und auch im Freundes- und Bekanntenkreis entschieden sich fünf weitere Helfer, dem Verein beizutreten. Gemeinsam landeten sie mit einem Grundstück am Plankerdyk im Hülser Bruch einen Glücksgriff mit Einschränkungen. „In der Natur legen Igel bis zu fünf Kilometer Wegstrecke in der Nacht zurück“, erklärt die Fachfrau. „Gerade bei der Aufzucht von Jungtieren wird deshalb viel Platz benötigt.“ Fläche hat der Verein nun satt, das Gelände allerdings war bei der Übernahme in einem sehr schlechten Zustand. Das Haus, das als Krankenstation Platz für medizinische Behandlungen und die Pflege der Tiere dienen soll, war marode, das gesamte Grundstück vermüllt und stark bewachsen. Seit Monaten versucht vor allem Christian, Ordnung ins Chaos zu bringen und damit eine gute Grundlage für die Igelstation zu schaffen. 

Inzwischen sind die Verwachsungen und die enorme Menge an Schrott fast vollständig gewichen und unterschiedliche Lebens- und Behandlungsräume geschaffen worden. Meldet sich jemand, der einen verletzten Igel gefunden hat, untersuchen die Helfer das Tier auf einem sterilen Behandlungstisch und bringen es anschließend gegebenenfalls zum Tierarzt, um Wunden professionell reinigen zu lassen und Antibiotika zu besorgen. Die Kosten für die Behandlung trägt der Verein selbst. Anschließend bestimmen die Verantwortlichen, in welchen Teil der Igelstation die Tiere einziehen. Im Inneren des Hauses befindet sich die „Intensivstation“. Hier werden die schwerverletzten Tiere in großen Behältern untergebracht. Im Außenbereich gibt es eine weitere Outdoor-Krankenstation sowie großzügige Gehege mit allerhand Erkundungsmöglichkeiten. „Wir nehmen nicht nur verletzte Igel auf, sondern auch Jungtiere, die ihre Mütter verloren haben“, erklärt Thevessen. „Diese wachsen bei uns auf, bis sie sich selbst versorgen können. Unser Ziel ist immer, sie dann wieder auszusetzen.“ In den Wildgehegen werden die heranwachsenden Igel auf die Natur vorbereitet, denn durch den Verlust ihrer Mütter haben sie nie natürliche Bedingungen kennengelernt. Mithilfe der Tierschützer lernen die Igel zum Beispiel das Jagen. Thevessen und Tochter Nadine setzen Würmer und Käfer aus, die sich die Tiere selbst fangen müssen. Wenn die Igel groß genug oder aber auch genesen sind, bringen die Tierschützer sie zurück zum Fundort.

Eines der Tiere, das in rund sechs Wochen soweit ist, ist die Igeldame Jenny. Im Uerdinger Stadtpark war sie nach einer furchtbaren Begegnung mit einem Mähroboter von Tierfreunden gefunden worden. „Jenny hatte keinerlei Stacheln mehr am Kopf und war stark verletzt“, erinnert sich die Vereinsgründerin. „Es war ein Kampf mit dem Tod.“ Deswegen hatte Thevessen das Tier immer bei sich. Sie päppelte es über Wochen auf. „Mich erfüllt das sehr, aber es ist natürlich auch fordernd“, erklärt sie. „Deswegen brauchen wir noch Helfer.“
Konkret sucht der Verein Menschen, die sich vorstellen können, Igel an einigen Abenden in der Woche am Plankerdyk zu versorgen, die Ställe zu reinigen und nach dem Rechten zu sehen. Es werden auch Freiwillige gesucht, die im Spätsommer oder im Herbst Jungtiere in ihre Privaträume aufnehmen und hier die Intensivbetreuung durchführen. Darüber hinaus braucht der Verein Baumaterialien wie Latten oder Holz sowie freiwillige Helfer, die handwerklich begabt sind, um das Gelände weiter herzurichten. Auch Freiwillige, die in Schulen und Kindergärten rund um Igel und Wildtiere aufklären, werden gesucht. „Ja und dann ist da natürlich noch die Sache mit dem Geld“, sagt Thevessen. „Wir würden uns freuen, wenn Firmen auch finanziell Verantwortung dafür übernehmen, was sie den Tieren durch die schlechte Aufklärung antun. Wir sind zwingend auf Spenden angewiesen.“

Weitere Informationen zur Krefelder Igelrettung finden Sie auf Facebook unter „Casa dei Riccio Haus der Igel e.V / Krefeld“. Für Hilfsangebote und nach Bergung eines verletzten Tieres erreichen Sie Brigitte Thevessen unter 0179/5066593.

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