Gelato In

Mit einer Extraportion italienischer Herzlichkeit

Als die florentinische Adelsdame Caterina de’ Medici im 16. Jahrhundert ihre zur Hochzeit mit König Heinrich II. geladenen Gäste besonders beeindrucken wollte, beauftragte sie ihren Hofalchimisten, eine himmlische Nachspeise zu kreieren. Cosimo Ruggieri kredenzte daraufhin eine cremige, kalte Masse, die jeden Gast vom Hocker riss. Das sei, erzählen sich die einen, die Geburtsstunde des Speiseeises gewesen. Die anderen aber schildern die Erzählungen von Marco Polo, einem italienischen Asienreisenden, der im 13. Jahrhundert der Spur der Nudel gefolgt war: Er erforschte nicht nur den Ursprung der Pasta in Asien, sondern glaubte auch, dass die Erfindung einer leckeren Kältemischung aus Schnee und Salpeter bereits 300 Jahre vor Medicis Hochzeit im entfernten China stattfand.

Eine Krefelder Institution: Das Gelato In auf der Uerdinger Straße.

Welche Geschichte nun wahr ist, können wir heute nicht mehr verifizieren, was wir aber mit Sicherheit sagen können: Das Eis gehört zu Italien wie die fünf Sterne zur chinesischen Flagge. Denn die Lieblingssüßspeise der Deutschen wird erst so richtig lecker, wenn nicht nur das Rezept stimmt, sondern das Eis auch mit italienischem Charme und Akzent in die Waffel gedrückt wird. Zwei, die diese besondere Tradition schon in die Wiege gelegt bekamen, sind Guiseppe Rizzo und Michele Visiello. Feiern die beiden italienischen Gastronomen und Geschäftsmänner in diesen Tagen mit dem Café In an der Königsstraße 30-jähriges Jubiläum, begeben sie sich mit der Erweiterung der „Gelato In“-Eisdielen an ihren Ursprung zurück. Ist das erste „Gelato In“ bereits seit fünf Jahren im alten Käseladen auf der Hochstraße ansässig, haben die Gastronomen die gleichnamige Eisdiele auf der Uerdinger Straße erst im April übernommen. „Krefeldkennern wird auffallen, dass es das Gelato In bereits seit 2020 an der Uerdinger Straße gibt. Damals hatten wir versucht, einen Franchise-Store daraus zu machen“, erklärt der aus Pompeji stammende Michele Visiello. „Nach einem Jahr haben wir aber gemerkt, dass dieses Modell mit unseren Qualitätsstandards nicht übereinstimmt. Nun befindet sich das Gelato In seit April unter der Leitung langjähriger Mitarbeiter und Familienmitglieder.“

Und die haben das Eis förmlich im Blut. Michele Visiello nämlich lernte bereits im Alter von 19 Jahren die Eisherstellung im Familienbetrieb. War er über einen Umweg über Frankreich aus seiner Heimat nach Deutschland gekommen, hatte sein Vater Visiellos Onkel, einen Eiscafébesitzer, engagiert, um das Eismachertalent an seinen Zögling weiterzugeben. „Mit 19 Jahren hat man natürlich alles andere im Kopf, als in einer Eismanufaktur zu arbeiten“, sagt der Italiener mit charmantem Akzent und lacht über das ganze Gesicht. „Ich habe wirklich alles dafür getan, dass sie mich wieder rausschmeißen, aber es hat einfach nicht geklappt.“ Absichtlich verschüttete Visiello kiloweise Zucker oder öffnete die großen Milchpakete falsch herum, sodass das gesamte Eislabor in Milch badete. Der Eiskonditor aber ließ sich nicht beeindrucken und hielt am brüderlichen Versprechen fest. Irgendwann, als dann auch Visiellos junger Geist endlich müde vom Protestieren war, entdeckte der Schüler, dass auch in ihm die besondere Kunst der Eisherstellung schlummerte. Sein Rezept nahm er sicher verpackt mit in die eigene Selbstständigkeit.

Auch Schwager und Geschäftspartner Guiseppe Rizzo hat seine ganz eigene Geschichte mit dem cremigen Milchprodukt, die schon in der Kindheit begann. Seine Eltern betrieben eine Gelateria. Zwar stellte der Süditaliener nie selbst Eis her, sobald aber die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke schienen, wurde er von den Eltern engagiert, um als Servicekraft im Familiencafé zu arbeiten. „Das Eis und ich hatten deswegen lange Zeit eine schwierige Beziehung“, erklärt Guiseppe und lacht mindestens genauso breit wie sein Schwager. „Als Jugendlicher wollte ich natürlich lieber ins Freibad oder draußen mit meinen Freunden abhängen. Aber irgendwann wurde auch ich vom Eis gepackt.“

Guiseppe Rizzo und Michele Visiello taten sich in ihrer Jugend schwer mit dem Eis, aber irgendwann packte auch sie die Leidenschaft für die süße Spezialität. Das sieht und schmeckt man.

Und deswegen war es auch das Eis, das Guiseppe Rizzo und Michele Visiello über die Familie hinaus zusammenbrachte. Als sie vor mehr als 30 Jahren überlegten, gemeinsam eine Gastronomie zu gründen, wollten sie unbedingt eine Eisdiele daraus machen. Der Wunsch aber, den Laden auch über die Wintermonate öffnen zu können, machte aus der Idee das Café In: mit Kaffeekreationen, Baguettes und Frühstück, Cocktailkarte und natürlich Eis. „Von Anfang an haben wir das Eis selbst gemacht“, erklärt Visiello. „Und das ist über die Jahre so geblieben.“ Heute sind dafür zwei italienische Eiskonditoren angestellt. Jeden Tag stellen sie die cremige Süßspeise in einer eigenen, rund 130 Quadratmeter großen Manufaktur her. Alle Zutaten, bis auf die Frischprodukte, lassen die Gastronomen dafür extra aus Italien liefern. Im Hochsommer bieten die Standorte des Café In und die beiden Gelato Ins bis zu 50 unterschiedliche Eissorten an. Rund 70 Prozent davon sind laktosefrei und etliche, vor allem die Fruchteiskreationen, durchweg vegan. „Arbeiten viele andere Manufakturen mit vorgefertigten Basics, wird bei uns das Eis noch von vorn bis hinten eigenständig hergestellt“, erklärt Visiello. „Die Handgriffe sind die gleichen wie damals in meiner Lehrzeit. Verändert hat sich aber natürlich der Anspruch der Kunden.“ Heute möchten die Kunden Eis nicht nur schmecken, son dern auch erleben: Die Kreationen sind außergewöhnlicher geworden und vor allem die Präsentation hat sich verändert. In den Gelaterias lassen kunstvoll verzierte Eiscremes schon bei der Betrachtung das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Und auch die Ausrichtungen der Gelaterias sind vielfältiger geworden. Ähnlich wie im Café In bieten Rizzo und Visiello inzwischen nicht nur Eiswaffeln-To-Go an, sondern auch leckere Kaffeespezialitäten und mehr als 25 unterschiedliche, frische Waffeln. Ob mit Streuseln, mit heißen Kirschen, mit frischen Erdbeeren oder aber natürlich mit einer Kugel Eis – hier wird jedes Leckermäulchen fündig. Die Geheimzutat bleibt dabei immer gleich: Sowohl im To-Go-Geschäft in den Gelaterias als auch an den Café In-Standorten setzt das italienische Duo gemeinsam mit ihrem Team auf eine Extraportion südländischen Charme und italienische Herzlichkeit.

Gelato In
Uerdinger Straße 133 und Hochstraße 17
Café In in Krefeld (aktuell mit To-Go-Geschäft)
Marktstraße 13 und Niederstraße 30
Café In im Centro-Oberhausen
(bitte auf Covidregeln des Centros achten!)

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