Restaurant Namaste

Ein großer Löffel Herzlichkeit

Dunkle Augen mit einem Lidstrich in Szene gesetzt, glänzende Anhänger an den Ohren, einen roten Bindi, der Hindu-Punkt, zwischen den Brauen, und ein wunderschöner glitzernder Sari am Leib – Lokini Rameskumar ist schon aus der Ferne eine wirkliche Erscheinung, öffnet sie aber den Mund und beginnt mit ihrer warmen, grundehrlichen Stimme zu sprechen, trifft ihre Herzlichkeit mitten ins Herz. 

„Ich bin in meiner ganzen Art inzwischen schon recht deutsch“, sagt Lokini lachend. „Aber die Freundlichkeit habe ich mir aus meiner Heimat bewahrt. Und natürlich die Vorliebe für Saris und die ganzen indischen Accessoires.“ Es ist 30 Jahre her, als Lokini aus ihrer Heimat Sri Lanka nach Deutschland kommt. Als 1984 der Bürgerkrieg auf der Insel vor der indischen Küste zu toben beginnt, macht sich Lokinis Vater, auf der Suche nach einem besseren Leben für seine Familie, nach Deutschland auf. Rund vier Jahre später holt er Lokini, ihre Mutter und ihre zwei Geschwister aus Jaffna, das im Herzen des Krieges liegt, nach. „Die Anfänge in Deutschland waren für mich natürlich schwierig“, erinnert sie sich. „Denn ich war von Grund auf durch meine Kultur geprägt und in meinem Elternhaus gab es ganz andere Regeln als in einer deutschen Familie.“ In Sri Lanka ist es untypisch, sich als Frau frei zu bewegen. Die Rollenverteilung ist klar abgesteckt. Der Ehemann wird durch die Familie gewählt und der Lebensweg von den Eltern vorgegeben. „Da passte ich nicht rein“, sagt sie lachend. 

Und dann ändert die Liebe alles. Die junge Frau verliebt sich in den Freund eines Freundes, ebenfalls aus Sri Lanka. Reißt zu Hause aus und bekennt sich ganz bewusst zu einem anderen Lebensstil als ihre traditionelle Familie. Auch wenn im Familienklima vorerst Gewitterwolken Einzug halten, lässt der Wind sie nach einiger Zeit verwehen. Auch das sei eine Eigenschaft, die Lokini ihrer Kultur zuschreibt. „Familie geht über alles“, sagt sie. „Heute lebe ich mit meinen Eltern in einem Haus und habe fast 15 Jahre gemeinsam mit meinem Vater gearbeitet.“

Der gemeinsame berufliche Weg beginnt vor rund 17 Jahren. Damals arbeitet Lokinis Vater in einem italienischen Restaurant am Dionysiusplatz. Als der Pächter es aufgeben möchte, übernimmt Lokini neben ihrer Anstellung in einer Bäckerei das Restaurant. Im Service bereichert sie die Gastronomie mit ihrer Gastfreundschaft und ihrer Herzlichkeit. „Aber das Italienische passte halt irgendwie nicht zu uns. Stellt euch vor, mein Vater, als Mann aus Sri Lanka, bereitet Pasta und Pizza zu“, erinnert sie sich und lacht erneut. „Auch der Gästeraum war nicht schön, dunkle Holzverkleidungen an den Wänden, altmodisch, das waren überhaupt nicht wir.“ Lokini beginnt, regelmäßig im Monat einen indischen Abend anzubieten. Gemeinsam mit ihrem Vater zaubert sie ein indisches Buffet aus dem Kochtopf hervor, zieht einen ihrer geliebten Saris an und zeigt sogar, wie landestypische Tänze aussehen. „Die Abende waren immer ausgebucht“, blickt sie zurück. „Und irgendwann entschieden wir uns, mutig zu sein.“

Lokinis Familie schließt den Italiener, malt mit roter Farbe auf eine Tischdecke die Buchstaben „Neueröffnung“ auf und eröffnet 2004 das „Namaste“ als erstes indisches Restaurant in Krefeld. Für Lokini beginnt nun eine tolle Zeit, denn die Gaumen der Krefelder lechzen nur so nach der neuen Küche. Die intensiven Geschmackskreationen mit den landestypischen Gewürzen Ingwer, Kardamom, Koriander, Zimt und Kurkuma begeistern die Gäste. „Wir haben eine Karte entworfen, die sowohl klassisch-indische Küche beinhaltet als auch Gerichte, die wir ein bisschen für die deutschen Geschmäcker abgeändert haben“, sagt Lokini schmunzelnd. Ihr eigenes Lieblingsgericht auf der Karte ist natürlich typisch indisch. „Chicken Tikka“ besteht aus einem Hähnchenbrustfilet, das 20 Stunden in Joghurt mariniert wurde und anschließend im besonderen indischen Ofen, dem Tanduri, gegrillt wird. Der absolute Dauerbrenner im Restaurant ist das „Masalacurry“. Was viele nicht wissen: Masala steht lediglich für den Mix unterschiedlicher Gewürze, in jedem Restaurant ist dieses Curry ganz individuell. 

Verändert sich die Karte in den Jahren nur marginal und wird zum Beispiel durch viele vegane und vegetarische Gerichte ergänzt, rüstet Lokini das Restaurant jedes Jahr auf. Erst verschönert sie den Gastraum, dann lässt sie eine komplett neue Küche und eine Siebträgerkaffeemaschine von eguso einbauen, dann wird der indische Ofen angeschafft und der Gästeraum immer weiter erschlossen. „Ich habe mir vorgenommen, jedes Jahr eine Sache zu verbessern. So können wir unsere Kunden seit Jahren immer wieder neu begeistern“, erklärt sie. Vor zwei Jahren ist so auch ein neuer Veranstaltungsraum entstanden, in dem 70 Personen Platz finden. Ob für Weihnachtsfeiern, runde Geburtstage oder sogar kleine Hochzeiten, gerade in Zeiten von Corona schafft der große Raum eine tolle Alternative, um geschützt zu feiern. Aber auch im Terrassenbereich oder im neugestalteten Wintergarten gibt es Gelegenheit, Tische für Feiern zu buchen. Zwischen bunten Schirmchen und vor dem Wandgemälde einer glitzernden Ganesha, Lokinis Lieblingsgöttin als Symbol für Weisheit und Glück, schmeckt das Essen fast noch besser. „Die Gäste können auswählen, ob wir im Veranstaltungsraum ein eigenes Buffet aufstellen oder ob sie à la carte essen möchten“, erklärt die Gastgeberin. „Wir können den Abend individuell gestalten. Das gehört zu unserem Konzept dazu.“ Eine weitere Veränderung, die in diesem Jahr ansteht, ist die Erweiterung der Buffet-Zeiten. Ab Oktober bietet das Namaste mittwochs bis sonntags ab 18 Uhr etliche landestypische Schlemmereien zur Selbstbedienung an. „Wir haben viele Liebhaber unter den Gästen, aber auch für Neulinge der indischen Küche ist das eine tolle Gelegenheit, unsere Esskultur kennenzulernen“, beschreibt Lokini. Die Speisen sind auch hier gekennzeichnet: Es gibt eine reiche Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten. „Freundlichkeit, Herzlichkeit und Toleranz“, sagt Lokini andächtig. „Das gehört zu einem gelungenen Rezept immer dazu.“

Namaste
Dionysiusplatz 10
Tel.: KR / 291 20
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 14.30 Uhr und von 17.30 bis 23 Uhr, tägliches Buffett ab 17.30 Uhr
www.restaurant-namaste.de

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